Einstellungen der Kamera für die Bühne

Ich habe jetzt schon viele Veranstaltungen fotografiert mit den unterschiedlichsten Lichtverhältnissen auf der Bühne. Als ich damit angefangen habe, machte ich durchaus schmerzhafte Erfahrungen. Das Zusammenspiel von Belichtung, Verschlusszeit und ISO Einstellungen will geübt sein. Die Fotografie ist manchmal grausam. Ich erzähle euch hier grob meinen Weg von Programmautomatik zur Manuellen Einstellung der Kamera.

Smells like Grandma
„Smells like Grandma“

Belichtungsmessung und sich bewegende Protagonisten auf der Bühne

Ich versuchte mir nötiges Wissen über diverse Foren anzueignen. Da liest man so Fragen wie:“Am Wochenende soll ich abends ein Konzert fotografieren, was muss ich beachten?“ Und die Antworten sind immer die gleichen:“Du brauchst ein Lichtstarkes Objektiv, f2.8 oder besser f1.8!“ und „Du musst die ISO Empfindlichkeit hoch Einstellen sonst ist die Verschlusszeit zu lang!“ Dann wird noch über die Kamera diskutiert und über das Rauschen. Zwei Dinge werden Grundsätzlich vergessen oder einfach nicht erwähnt, die Schärfentiefe bei kleiner Blende und sich bewegenden Protagonisten auf der Bühne und der Punkt der Belichtungsmessung.

Vellocet

Die Schärfentiefe bei kleiner Blende und langer Brennweite

Mein Tip ist für Anfänger und bei diesen gehe ich unter anderem davon aus, das nicht vor allzu großen Bühnen Fotografiert wird. Ich habe als Fotograf auf Veranstaltungen gewisse Freiheiten, ich darf direkt vor die Bühne, daneben und dahinter. Jetzt kommt es, man steht vor der Bühne hat seine Lichtstarke Festbrennweite draufgeschraubt die kleinste Blende eingestellt und zuhause merkt man das die Schärfe immer irgendwo liegt, mal auf dem Mikro, dann auf der Schulter aber eben nie im Gesicht. Dazu sollte man wissen das der Schärfebereich kleiner wird desto näher man am Objekt steht, auch spielt die Brennweite eine Rolle wird diese größer wird der Schärfebereich ebenfalls kleiner. Ein Beispiel, das NIKKOR 50 mm 1:1,8G Objektiv* hat bei 3m Abstand und f1.8 an einer DX Kamera einen Schärfebereich von gerade mal 25cm.

Das Problem mit der Schärfentiefe löst man mit einem Weitwinkel, damit man noch flexibler ist, am besten mit einem Lichtstarken Zoom, ich nehme da mein Nikkor 17-55mm 1:2,8G. Um den Schärfepunkt genau zu bestimmen stelle ich den Auto-Fokus um auf „C“ und benutze nur ein Messfeld. Bingo, die Schärfe liegt da wo ich sie haben will und der Schärfebereich ist bei der kleinsten Blende von 2.8 auch groß genug. Hier ein Beispiel, bei 24mm f2.8 und 3m Abstand haben wir 1,9 m Schärfentiefe an DX.

Körnung durch hohe ISO, besser als unscharf

Was haben wir in den Foren noch gelernt? Ach ja, die Iso Empfindlichkeit! Die stelle ich bei Bühnenlicht, meist von 1000 bis zur Schmerzgrenze der Kamera (das muss jeder für sich herausfinden) je Format füllender das Objekt desto höher kann ich gehen, auch jenseits der dreitausend. Mit Vollformat Kameras können ohne Probleme noch höhere Empfindlichkeiten eingestellt werden. Je höher der Iso-Wert desto geringer wird die Schärfe, kleine Details gehen verloren. Deswegen ist die Größe des abgebildeten Objektes auch von Bedeutung.

Kill your Darling
„Kill your Darling“

Wie ist die Situation jetzt? Ich stehe vor der Bühne mit 24mm und f2.8, Iso auf 1600 die Kamera auf Zeitautomatik „A“ gedreht. Sollte ja eine genügend kurze Verschlusszeit dabei rauskommen. Ich visiere das helle Gesicht an, Fokussiere halte den Auslöser, wähle den Bildausschnitt und drücke ab. Schon das Auslösegeräusch macht mich stutzig, das war doch viel zu lange? Ein Blick auf den Monitor verrät es, das Bild ist unscharf und verwischt. Die Verschlusszeit war zu lange, wie das? Muss ich die Iso noch höher drehen oder doch meine Festbrennweite mit f1.8?

Matrix- und Spot Belichtungsmessung

Zuerst muss man einfach mal die Blenden und ISO Einstellungen belassen wie sie sind. Das eine Messfeld wird auf eine gut ausgeleuchtete Stelle ausgerichtet, meistens sind es die Gesichter oder Köpfe. Jetzt beachte ich die Verschlusszeit, diese ist der Schlüssel. Bewegt sich der Protagonist viel und schnell, muss diese höher sein, also evtl. wirklich die Iso nach oben um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.
Wir haben jetzt unsere maximale Verschlusszeit, diese ist immer ein Kompromiss zwischen hoher ISO (bei kleinster Blende) mit Schärfe-Verlust und der Gefahr von Bewegungsunschärfe bzw. bei Verschlusszeiten kürzer als die Brennweite (das ist ein Daumenwert) kommt noch die Verwacklungsunschärfe ins Spiel.

Die Einstellungen sind die gleichen, was war passiert? Ganz einfach, die Belichtungsmessung ist auf „Matrix-Messung“ eingestellt. Nun sind solche Bühnen meistens nur dort gut ausgeleuchtet wo sich Personen befinden, der Rest ist dunkel. Die Kamera versucht einen Mittelweg zu finden um das gesamte Bild irgendwie brauchbar zu Belichten. Bei den krassen Unterschieden im Bild kommt aber meistens nix brauchbares heraus. Die Kamera stellt eine lange Belichtungszeit ein um die vielen dunklen Stellen richtig zu Belichten, das Bild bekommt eine Bewegungsunschärfe und die hellen Stellen fressen massiv aus. Abhilfe schafft hier die „Spot-Messung“ jetzt wird nur dort die Belichtung gemessen an der wir Scharfstellen. Die Zeitautomatik funktioniert nun.

AE-L/AF-L Taste führt zum Ziel

Aber es kommt immer noch ab und zu vor das die Bilder an den hellen Stellen ausfressen, wie kommt das? Dazu muss man wissen das bei halb gedrücktem Auslöser zwar der Fokus gehalten wird aber die Belichtungsmessung geht munter weiter. Bedeutet, wenn nach dem scharfstellen der Bildausschnitt verändert wird und unser Messpunkt dann in einem dunklen Bereich der Bühne ist, passt die Kamera wieder die Verschlusszeit so an um den dunklen Bereich richtig zu belichten. Für dieses Problem gibt es drei Möglichkeiten, den Messpunkt immer so verschieben das er im hellen Bereich ist, das ist aber nicht immer möglich und kostet Zeit, dann gibt es noch die „AE-L/AF-L“ Taste diese wird nach dem scharfstellen gedrückt und arretiert dann Fokus und Belichtung oder man dreht die Kamera in den Manuellen Modus und stellt die Werte fest ein ich habe die Erfahrung gemacht das dies die beste Lösung ist. Dann gibt es keine bösen Überraschungen durch eine Automatik.

Smells like Grandma
„Smells like Grandma“

Jetzt noch was zum „Rauschen“ bei hoher ISO. Wenn man bei Analog Kameras einen Film einlegte der eine höhere Empfindlichkeit hatte, so wurde das Bild Körniger. In den Tiefen war das Korn Komprimierter und in den Lichtern offener verteilt. Genauso sieht es bei modernen DSLR Kameras im Grunde auch aus. Allerdings beim aufhellen der Bilder kommen hier in den Tiefen noch Fehlfarben zum Vorschein. Fotografiert man im Raw Format so kann man  bis zu zwei Blenden aufhellen bis die Pixel mit Fehlfarben den Bildeindruck verschlechtern.
Ich sage mir, besser ein Körniges Bild als zuviel Bewegungsunschärfe.

Euer Lichtfreibeuter

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